Am Donnerstag waren wir bei einer Veranstaltung der Ringvorlesung „Aktuelles aus Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung zum Thema „Digitale Transformation im steuerberatenden Berufsstand“. Referent war Dr. Robert Mayr, StB (Vorsitzender des Vorstands der DATEV eG). Die Veranstaltung wurde ausgetragen von der FAU Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Steuerberaterkammer Nürnberg.

Der Vortrag startete mit allgemeinen Informationen zur Digitalisierung. Diese hält nicht nur in unserem privaten Umfeld Einzug, sondern immer mehr in unserer Arbeitswelt. Als Beispiel stellte uns Herr Dr. Mayr eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt am Main zu den Vorteilen der Digitalisierung bei der Erstellung und Bearbeitung von Rechnungen vor. Das Ergebnis beeindruckte uns: Fallen bei der Bearbeitung einer einzelnen Papierrechnung für Posteingang, Vorbereitung der Prüfung, formelle Prüfung, sachliche Prüfung sowie Freigabe und Zahlung durchschnittlich 26,84 Minuten an, dauert dieser Vorgang bei einer digitalen Rechnung nur 2,20 Minuten. Wir finden, die Zeitersparnis von ca. 24 Minuten pro Vorgang spricht für sich. Da stellen wir uns die Frage, wieso überhaupt noch jemand Papierrechnungen verschickt.

Die Zeitersparnis bei der Verarbeitung von Papierrechnungen ist aber nicht der einzige Vorteil, den die Digitalisierung für uns bereithält. Weitere Pluspunkte sind:

  • Geringere Kosten, z.B. für Porto, Papier, Drucker
  • Einsparung von Lagerfläche, da die Archivierung in Papier wegfällt
  • Schnellere Verfügbarkeit der Rechnung
  • Schnellere Zustellung der Rechnung an den Kunden, damit auch schnellere Zahlung der Rechnung
  • Daraus folgende Verbesserung der Liquidität
  • Bessere Wettbewerbschancen, da Großunternehmen schon heute fast alle Prozesse elektronisch abwickeln

Dr. Mayr ging in seinem Vortrag natürlich auch auf die Digitalisierung in der Steuerberatung ein. So geht die DATEV bereits heute davon aus, dass der Prozess der Buchhaltung zukünftig größtenteils automatisiert ablaufen wird. Im Klartext bedeutet das eine Zeitersparnis von 30 – 50 Prozent. Was schon nach einer ganzen Menge klingt, soll noch nicht alles sein. Dr. Mayr vertritt sogar die Meinung, dass die Zeitersparnis diese prognostizierten Werte weit übersteigen wird.

Diese Entwicklung wird im Berufstand der Steuerberater aber leider nicht nur positiv beurteilt. Viele Berufskollegen sehen ihre Geschäftsfelder gefährdet, ihre Umsätze schrumpfen und reagieren daher ablehnend. Die Aussage eines Zuhörers passte dazu nur zu gut: „Wenn ich bei meinem Steuerberater die Belege elektronisch einreiche, verursache ich höhere Kosten. Daher möchte mein Berater alles in Papier von mir.“ Dieses Argument spiegelt die verbreitete Haltung innerhalb unseres Berufsstandes ganz gut wider!

Wir allerdings fühlten uns durch den Vortrag einmal mehr darin bestätigt, genau auf dem richtigen Weg zu sein. Anhand der Umstellung unserer internen Prozesse haben wir es schon jetzt geschafft, den kompletten Buchhaltungsprozess für unsere Mandanten digital abzuwickeln – vom Erhalt der Belege bis hin zur Bereitstellung aller Auswertungen. Wie das aussieht, könnt Ihr unserem Kurz-Handbuch entnehmen. Wir verbessern damit nicht nur unsere eigenen Arbeitsabläufe, sondern sind in der Lage, unseren Mandanten einen besseren Service bieten zu können. Sämtliche Daten werden elektronisch vorgehalten und sind damit sofort verfügbar.

Abschließend ging Dr. Mayr in seinem Vortrag auf die Datensicherheit ein. Dieses Thema ist mit der Digitalisierung eng verknüpft und nicht nur für uns Grundvoraussetzung im Umgang mit sensiblen Mandantendaten. Eine kurze Diskussion bildete den Schluss des Vortrags. Insbesondere die anwesenden Professoren stellten einige spannende Fragen: Während Prof. Dr. Scheffler dem Berufsstand des Steuerberaters aufgrund der Automatisierung und der fortschreitenden künstlichen Intelligenz bewusst provokativ keine rosige Zukunft voraussagte, interessierte sich Prof. Dr. Ismer dafür, welche Fähigkeiten und Kenntnisse Steuerberater(anwärter) vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung mitbringen müssen.

Und unser Fazit der Veranstaltung?

Wir sind der Ansicht, dass unser Berufsstand vor großen Veränderungen und Herausforderungen steht. Diese bringen Chancen mit sich, die wir erkennen und nutzen müssen. Wir meinen, dass Steuerberater keineswegs durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können. Was sich verändert, ist die Verarbeitung vergangenheitsbezogener Daten hin zur zukunftsorientierten Steuer- und Wirtschaftsberatung. Der Schlüssel ist es, Daten aus den uns zur Verfügung stehenden Systemen zusammenzufügen und mit unserem Fachwissen auszuwerten. Fachwissen, das nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt werden kann.

Ihr habt hierzu Fragen? Kontaktiert uns einfach!

Dein Ansprechpartner

Eugen Müller, Steuerberater, LL.M.

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